Bd. 47 (2018)

Veröffentlicht July 20, 2018

Komplette Ausgabe

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Sprachwissenschaft

  • Eine mögliche slawische Etymologie des ungarischen kullancs ’Zecke’
    9 p.
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    101

    Gegenstand des vorliegenden Artikels ist die Etymologie des ungarischen Substantivs kullancs ’клещ (lat. Ixodesricinus)’. Der slawische Ursprung des Wortes wurde im 19. Jahrhundert von Linguisten vorgeschlagen, im 20. Jahrhundert wurde diese Idee jedoch abgelehnt, was hauptsächlich auf die Phonetik zurückzuführen war.Nach einem kurzen Rückblick auf die Forschungsgeschichte des Wortes liefert der Artikel Argumente dafür, dass wir die phonetischen Komplikationen, die beim Vergleich des ungarischen Worts kullancs und seiner slawischen Äquivalente auftreten, ignorieren, aber zumindest als unbedeutende betrachten können. Daher ist es notwendig, die Frage nach dem slawischen Ursprung des Wortes erneut aufzuwerfen.

  • Russische Doppellehnwörter im marischen Vokabular
    12 p.
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    132

    Die Autorin versucht die phonetischen, morphologischen, semantischen und chronologischen Merkmale von drei Mari-Wortpaaren zu rekonstruieren, die aus russischen Dialekten entlehnt wurden (wočko und pečke ’Bottich’, kaďilä und ká·δәn ’Rauchgefäß’, moľo und mŭľo ’junger Fisch’). Sie kommt zu dem Schluss, dass diese Wörter möglicherweise durch direkte und indirekte Entlehnungen Paare gebildet haben, verschiedene Derivationsvariante desselben Wortstamms waren oder phonetisch ähnliche Repräsentanten von zwei etymologisch verschiedenen russischen Dialektwörtern im marischen Vokabular sind.

  • Über das Problem der Anwesenheit von exlpetiven Subjekten im Russischen
    11 p.
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    119

    Nach traditionellen Grammatiken gibt es im Russischen keine expletive Subjekte. Untersuchungen im generativen Rahmen legen jedoch nahe, dass das Pronomen это mit bestimmten Prädikaten als ein expletives Subjekt wahrgenommen werden kann. Der vorliegende Artikel gibt einen kurzen Überblick über frühere Forschungen und versucht eine einheitliche Analyse von Konstruktionen mit -o geendeten Adverbialprädikaten sowie mit den Verben бывать und нравиться darzustellen.

Literaturwissenschaft

  • Turgenew heute: Zum Problem der Rezeption
    17 p.
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    178

    Der Artikel befasst sich mit der Frage, wie Turgenews Werk vom modernen Leser wahrgenommen wird.Es gibt bestimmte Ansichten im Zusammenhang mit der Komplexität des Verständnisses der Texte des Schriftstellers sowie mit Merkmalen seiner Poetik, die größtenteils auf Stereotypen zurückzuführen sind, die sich in der Wahrnehmungskultur entwickelt haben.Turgenews berühmte Texte „Väter und Söhne” oder „Das Adelsnest” können auf verschiedene Arten neu interpretiert werden.Im Roman „Väter und Söhne” wird die Idee der Versöhnung der Gegensätze betont, während „Das Adelsnest” als ein erfolgreiches soziales Projekt in der Literatur berücksichtigt werden kann.Der Artikel beleuchtet kurz die Hauptphasen des Prozesses, mit dem Turgenew die russische Kultur im Westen populär machte.

  • Die Rolle des Zensors Nikolaj Ratynskij in der russischen Publizistik der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
    12 p.
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    165

    In jüngster Zeit ist die Zensur aufgrund des politischen Klimas in Russland zu einem zunehmend relevanten Thema geworden, so ist es notwendig,  ihre Geschichte  zu erforschen und zu verstehen.Nach vorherrschender Meinung ist die Zensur ein Mittel, mit dem die Gedanken der Schriftsteller unterdrückt und so sie Redefreiheit vernichtet wird.Es gab dennoch einige hervorragende Zensoren, wie den Dichter Fjodor Tjuttschew oder den Schriftsteller Iwan Gontscharow.In dieser Hinsicht ist es üblich geworden, Zensur getrennt von moralischen Kategorien zu behandeln und sie als rein berufliche Tätigkeit zu betrachten.In diesem Zusammenhang ist für uns Ratynskijs Zensurarbeit von besonderem Interesse.Bisher wurde wenig über die Auswirkungen seiner Zensur auf die zeitgenössischen Schriftsteller gesagt, welche eine Tätigkeit von hohem professionellen Niveau war.Die meisten von Ratynskij vorgenommenen Korrekturen wurden durch die politische Situation im russischen Reich begründet und gerechtfertigt.Er selbst ist zusammen mit Gontscharow und Tjuttschew der Beweis dafür, dass es unter den Zensoren der Zeit ehrbare und gelehrte Menschen gab.All dies erlaubt es uns festzustellen, dass es notwendig ist, die Tätigkeit von Zensoren objektiv zu betrachten und zu untersuchen, frei von Vorurteilen und Stereotypen, die normalerweise mit dem Begriff des Zensors verbunden sind.

  • Charms – Gogol – Dostojewskij (“Die Alte” – “Wij” – “Schuld und Sühne”)
    14 p.
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    168

    In Bezug auf historische Poetik und Intertextualität gibt es Parallelen zwischen Erzählungen „Die Alte” von D. Charms, „Wij” von N. Gogol und „Schuld und Sühne” von F. Dostojewskij.Wenn wir die drei Autoren vergleichen, können wir Gemeinsamkeiten in der Metamorphose der hässlichen alten Hexenfigur entdecken, die in mythopoetische, historisch-philosophische und sozialhistorische Kontexte eingebettet wird.In Bezug auf die von ihren Anhängern erstellten Texte wird der Begriff „Post-Text“ eingeführt, womit die dialogischen Konnotationen in der literarischen Evolution zu meinen ist.Wir gehen auch auf die Rolle der „Scheitelpunktkomposition” (ein Begriff, der von W. M. Schirmunski geprägt wurde) in den Werken der Moderne / Avantgarde ein.

  • Zwischen Mysterium und Enigma: Von der narrativen Strategie zum literarischen Genre
    9 p.
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    Der Artikel unterscheidet zwischen dem Mysteriösen und dem Rätselhaften als grundverschiedene Erzähl- und Genre-Strategien.Das erste ist typisch für  die sogenannten mythischen oder mythologischen Erzählungen, die dadurch gekennzeichnet sind, dass durch die Handlung vermitteltes Geheimnis dem rationalen Verstand nicht zugänglich ist.Die zweite repräsentiert eine breite Palette der Kriminalliteratur, in der die Handlung von dem Rätsel abhängt, dessen Lösung vorher gegeben wird.Die Unterschiede zwischen diesen beiden Arten von Romanen manifestieren sich auf allen wichtigen Ebenen der Poetik, insbesondere in den spezifischen Merkmalen subjektorientierter Kompositionen.In unserer Studie zeigen wir jedoch, dass sich die allgemeine Strategie des Mysteriösen bei den verschiedenen Gattungen von Kriminalromanen auf unterschiedliche Weise manifestiert, wie zum Beispiel im klassischen Kriminalroman, bei Polizeikrimis, bei „abenteuerlichen Ermittlungen“ oder bei „opferorientierten" Kriminalerzählungen.Wir können daher den Schluss ziehen, dass Mysterium und Rätsel konstruktive Strategien des Genres sowie die Narration erneut aufbauen können.

  • „Reagować z szybkością kobry na codzienność” O pułapkach aktualności – Kroniki beskidzkie i światowe (2018) Andrzeja Stasiuka (Polnisch)
    11 p.
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    Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Essays des zeitgenössischen polnischen Schriftstellers Andrzej Stasiuk im breiteren Kontext von Schreibstrategien zu analysieren und zu beschreiben.Die Essays wurden in der „Beskiden-Chronik” (2018) gesammelt.Der Artikel geht auch auf „Werkstattnotizen“ von Stasiuk zur Kunst des Schreibens ein und behandelt seine Einstellungen zu Veränderungen im sozialen, kulturellen und politischen Leben.Stasiuk strebt nach Harmonie und Ruhe.Er schreibt nicht über aktuelle Ereignisse, sondern über universelle Themen: Natur, Lebensphilosophie, Alltag.Alles, was er in den Massenmedien sehen kann, ist ihm fern und fremd. Er sucht nach ewigen Werten, während er über die chaotische moderne Welt schreibt.

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Kulturwissenschaft

  • Damaskin Semjonow-Rudnew: der Philosoph und der Panegyriker
    11 p.
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    Der Artikel präsentiert die philosophischen und theologischen Ansichten des russischen Geistlichen des 18. Jahrhunderts Damaskin Semjonow-Rudnew, die sich in seinen philosophischen Thesen und Predigten manifestieren.Es wird auch gezeigt, dass seine Theologie ein Mittel zur Stärkung der kaiserlichen Macht Katharinas II. war.

  • Grundrisse der Bedeutungsanalyse sozialer Phänomenein der Konzeption von S. L. Frank
    14 p.
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    Der vorliegende Aufsatz bespricht die Frage, wie Kulturverständnisse in der Sozialtheorie von S. L. Frank interpretiert werden. Franks Konzeption bildet einen Mittelweg zwischen den beiden Hauptströmungen des soziologischen Denkens: Während Durkheim soziale Fakten als objektive Phänomene betrachtet, ist die Deutung persönlichen Handelns im Webers Verständnis subjektiver Natur. In seiner Theorie konzentriert sich Frank auf die objektive Bildung geistiger Kraft, welche wie die soziale Realität Druck auf Bewusstsein und Willen ausübt, aber mit der Interpretationsmethodik in Einklang gebracht werden soll. Soziale Ideen sind seiner Ansicht nach die treibenden Kräfte für die Entwicklung sozialer Beziehungen und damit die Grundlage sozialer Institutionen. Dies sind zum Beispiel die Idee des Staates, der Familie, Idee der Freundschaft und so weiter. Soziale Ideen sind durch ihre moralische Kraft mit dem Bewusstsein des Individuums verbunden. Deshalb akzeptiert das Individuum solche Ideen auf der emotionalen Ebene seines geistigen Lebens, weil er glaubt, dass sie wahr sind, und passt seine Gedanken und Handlungen ihnen an. So entstehen soziale Konzepte des moralischen Guten und Bösen in menschlichen Beziehungen und in der sozialen Struktur. Gleichzeitig weist es auch auf die Entstehung des Phänomens von Sakralität in der Gesellschaft hin. Menschenwesen haben im Franks Verständnis ein inneres Bedürfnis von der Heiligkeit berührt zu werden, dadurch etwa Teil der Verwirklichung transzendenter Ziele zu sein. Gesellschaft ist eine objektiv existierende Idee, die dem Individuum sakralen Sinn verleiht. Insgesamt ist das Leben einer Gesellschaft von einem Komplex historisch bestimmter Ideen geprägt, die das Individuum frei akzeptieren oder ablehnen kann und die seine Gefühle und sein Verhalten bestimmen. Es gibt keinen Widerspruch zwischen persönlicher Freiheit, Kreativität und sozialer Struktur in S. Franks Theorie. Die Autorin der vorliegenden Arbeit ersieht Gemeinsamkeiten zwischen den Ideen von S. Frank und den Grundlagen der Kultursoziologie.

  • Kulturpolitik von Russland und Ungarn: Ein moderner Diskurs mit neuen Akteuren
    11 p.
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    Die Autorinnen des Artikels weisen darauf hin, dass wissenschaftliche Gesellschaften, soziale und politische Organisationen sowie staatliche Institutionen eine besondere Aufmerksamkeit  dem kulturpolitischen Diskurs unserer Zeit widmen.Es ist eine Art symbolischer Kampf und Wettbewerb entstanden, die einen neuen Ansatz zur Strukturierung der Kulturpolitik erfordern.Der Artikel zeigt, wie dieser Bedarf eine Entwicklung der russisch-ungarischen Zusammenarbeit im Bereich der Kultursektoren und des kulturellen Erbes resultiert hat.Expertengruppen und nichtstaatliche Organisationen sind zu wichtigen Faktoren als Subjekte der kulturpolitischen Struktur geworden.Damit gewann die Leo Tolstoi-Vereinigung für ungarisch-russische Zusammenarbeit eine Schlüsselrolle.

    Die Autoren heben die allgemeinen Hauptfragen der heutigen Kulturpolitik hervor und befassen sich getrennt mit einem wissenschaftlichen Projekt zwischen zwei Ländern, Russland und Ungarn, mit dem Titel „Hygiene der Kultur”.

  • Merkmale des Theaterbetriebs in Ungarn: Rechtliche und finanzielle Grundlagen
    18 p.
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    Das Thema dieses Artikels ist das ungarische Theatersystem.Der erste Teil befasst sich mit allgemeinen Fragen im Zusammenhang mit dem bestehenden Modell der Theateraktivität.Darauf folgt eine analytische Übersicht der heutigen ungarischen Kulturgesetzgebung unter besonderer Berücksichtigung des Gesetzes XCIX von 2008 „Über die Förderung der Organisationen derVortragskunst und über ihre besonderen Beschäftigungsregeln”. Dann werden alle aktuellen Modelle der direkten und indirekten finanziellen Unterstützung für Theaterorganisationen überschaut.Da es Ähnlichkeiten zwischen dem russischen und dem ungarischen Theatersystem gibt, konzentriert sich der abschließende Teil des Artikels auf die teilweise Übernahme der ungarischen Praxis, die die Entwicklung von Institutionen durch zusätzliche Mittel für russische Theater fördern würde.

  • Zwischen Cyborg und Larve: Teufelskreis des Menschenwesens in der posthumanistischen Epoche
    8 p.
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    Der Artikel untersucht die Gründe und Besonderheiten des Übergangs in die posthumanistische Ära.Der Autor gibt einen Einblick in die Kritik des klassischen Humanismus und analysiert die Beziehung zwischen den Konzepten „Transhumanismus” und „Posthumanismus”.In einer Situation, in der die Kontinuität des Ego unmöglich geworden ist und die eigene Identität durch den Moment, die Haltlosigkeit geprägt ist, tritt das Imaginäre als Leitfaden für die Formierung des Selbstbildes in den Vordergrund.Der Mensch kann die Herausforderungen unserer Zeit nicht bewältigen und ist sich seiner eigenen Minderwertigkeit bewusst.Aus diesem Grund versucht er, sich durch die möglichen Körpermodifikationen vollkommener zu machen.Dies führt jedoch zu einer weiteren Panikattacke, weil er möglicherweise die Kontrolle über seinen eigenen Körper verliert.Bei der Analyse der oben genannten Prozesse nimmt unter die Lupe der Autor das widersinnigste und eigentümlichste Phänomen der Massenkultur– den „Body Horror”.Dieses Genre enthüllt die tiefen Schichten der Ungewissheit, Ängste und Irrfahrten vom Menschen der posthumanistischen Ära.