Tanulmányok

Consolatio és reprezentáció – mártírok vigasztalása Zürichben

Megjelent:
July 1, 2012
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Imre, M. (2012). Consolatio és reprezentáció – mártírok vigasztalása Zürichben. Studia Litteraria, 51(3–4), 161–188. https://doi.org/10.37415/studia/2012/51/4048
Absztrakt

Die ungarischen protestantischen Prediger kamen nach ihrer Befreiung im Mai 1676 nach Zürich. Hier wurden sie von Professor Johann Heinrich Heidegger und von den weltlichen und kirchlichen Würdenträgern der Stadt empfangen und begrüßt. Der Empfang und die Begrüßung waren Bestandteile eines großangelegten identitätsstiftenden Repräsentationsprozesses, in dessen Zentrum die märtyrologische Interpretation der Befreiung und die Konstruktion einer entsprechenden Erzählung standen. Letztere hatte viele Quellen: einerseits die internationale (schweizerische, niederländische, deutsche, englische und französische) politische und kirchenpolitische Öffentlichkeit, andererseits die europäische protestantische märtyrologische Tradition des 16. Jahrhunderts. Die befreiten ungarischen Galeerenhäftlinge wurden dementsprechend als die idealtypische Verkörperung des Märtyrertums betrachtet. Heidegger vermischt in seiner Rede die eschatologische Diktion (Erzählmodus) und kirchengeschichtlich-politische Argumente, letztere aus Bullingers Schrift De persecutionibus ecclesiae christianae (1573). Dies war eine der wichtigsten Quelle der westeuropäischen protestantischen Märtyrologie. Heideggers Schriften, Dissertatio de Martyrio und Consolatio Christiana S. Martyrum, erweitern durch ihre ungarischen Bezüge die Interpretation der Märtyrerthematik. Das Schicksal der Ungarn betrachtet er im Kontext der Beziehungen zwischen der schweizerischen und ungarischen Kirchengeschichte, indem er eine Parallele zwischen der Verfolgung der Urkirche und den späteren Verfolgungen zieht. Seine Schriften Consolatio und De Martyrio erlebten mehrere deutsche und französische Ausgaben. Diese verbreiteten die ungarischen Bezüge der Märtyrologie, die durch den Wiederruf des Edikts von Nantes (1685) verstärkt aktualisiert wurde. Der Autor zog Parallele zwischen den ungarischen und den französischen Protestanten, die wieder der Verfolgung ausgesetzt waren. All dies bewirkte, dass die Geschichte der ungarischen Galeerenhäftlinge in der breiten internationalen Öffentlichkeit in einem märtyrologischen Kontext erschienen war.