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  • Variationen von Friedenssehnsucht auf deutschen Ansichtskarten des Ersten Weltkriegs
    7-36
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    In dieser Studie untersucht der Autor die Korrelationen zwischen Bildnachricht und handgeschriebener Nachricht auf deutschen Ansichtskarten im Ersten Weltkrieg. In der Forschungsliteratur wird zumeist behauptet, dass die Abbildungen und Nachrichten nicht miteinander korrelierten. Da infolge der zunehmenden Zensur während der Kriegszeit und Ansichtskarten von jedem gelesen werden konnten, erwähnten die Kartenschreiber nur selten irgendwelche Kritik am Krieg. Auf den ersten Blick kann dem zugestimmt werden. Jedoch kann der Autor nach eingehender Untersuchung von Vorder- und Rückseite der Karten und zusätzlicher Forschung in Adressbüchern, Archiven und historischer Literatur eine Verbindung zwischen beiden Kartenseiten und auch Kritik am Krieg aufzeigen.

    Anhand von sechs Ansichtskarten, die meist von Soldaten an ihre Familien gerichtet waren, entdeckt der Autor unterschiedliche kritische Haltungen zu Krieg und Frieden, die von der aktuellen Kriegslage, soziokulturellem Hintergrund der Verfasser und der offiziellen Kriegspropaganda dieser Tage abhingen. Manchmal steht die handgeschriebene Nachricht im Gegensatz zur affirmativen Nachricht der Kartenabbildung. Hierbei ist festzustellen, dass die Abbildung auf der Karte häufig als Tarnung benutzt wurde. Des Weiteren wurde die Friedenssehnsucht hauptsächlich mit Kartenillustrationen und -aufschriften mit christlichen Bezügen ausgedrückt. Wenn in diesem Fall der Schreiber die Brutalität des Krieges erwähnte, unterstrich er damit die Bildaussage der Karte.

  • (Nicht-)Fiktive Kriegserfahrungen und Kriegsgeschichten
    155-166
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    151

    Der Erste Weltkrieg zerstörte nicht nur fast das ganze Leben, sondern er entwickelte gewachsene Traditionen und Strukturen und definierten gesellschaftliche Verhältnisse ganz neu. In meinem Beitrag versuche ich, die damaligen Generations- und Zeiterfahrung darzustellen, indem die Reaktionen der deutschen Intellektuellen auf die Zertrümmerung der abendländischen Werte detaillierter unter die Lupe genommen werden. Es geht dabei um die Krise des monarchischen Prinzips, den Ruf nach Demokratisierung, Todeserfahrung und Bewertung des Wissens.

  • „Es fing mit der Streichholzfabrik in Debrecen an”: Schwaben aus dem Bereich Tokaj-Hegyalja als Zwangsarbeiter in der ehemaligen Sowjetunion
    119-138
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    160

    Im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs besetzte die sowjetische Armee Ostungarn. Nach dem militärischen Befehl von Marschall Malinovsky waren die ethnischen Deutchen in Ungarn gezwungen, Zwangsarbeit zu leisten. Die deportierten Menschen wurden als Kriegsverbrecher gebrandmarkt und in Kohlengruben im Don-Bassin, dem sogenannten "Sowjetparadies", gebracht. Insgesamt 348 Menschen wurden aus den deutschstämmigen Siedlungen der Region Tokaj-Hegyalja deportiert. Dreißig von ihnen kehrten nie zurück. Der jüngste der Deportierten war 16 und der älteste 65 Jahre alt. Ihnen wurde gesagt, sie müssten für eine "kleine Arbeit / malenki robot" in die Streichholzfabrik in Debrecen gehen. Sie arbeiteten unter unmenschlichen Bedingungen, und die meisten Deportierten konnten erst nach 2-4 Jahren nach Hause zurückkehren. Unser Projekt erinnert dieses historische Geschehen. Die Erlebnisgeneration wollte darüber jehrzehntelang nicht sprechen. Da die Jahre des Verschweigens vorbei sind, können wir heute über diese Ereignisse sprechen, die vor 70 Jahren stattgefunden haben, in der Hoffnunkg, dass sie nie wieder geschehen werden.

  • Zur Schriftlichkeit der unteren Bevölkerungsschichten um die Jahrhundertwende Briefe im Ersten Weltkrieg
    37-50
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    Der Beitrag thematisiert die Schriftlichkeit und Schreibpraxis in den letzten Jahrzehnten der k. u. k. Monarchie, dabei wird auch auf Briefe aus dem Ersten Weltkrieg eingegangen. Es werden die Rahmen der Alphabetisierung der unteren Bevölkerungsschichten überblickt, die entsprechenden Einschulungs- und Sprachgesetzte. Dabei werden Fragen zur Sprache und Ethnizität in den Blick genommen. Der Aufsatz versucht aufzuzeigen, dass durch die massenhaften Kriegsbriefe, die durch die „Not an Kontakt“ entstanden sind, die Kommunikationspraxis der unteren Bevölkerungsschichten erkennbar wird: zahlreiche Angaben zur Volks-Schriftlichkeit, zur Schreibpraxis und zum Sprachzustand sind darin verborgen.
  • Stereotypes Surrounding the Hungarian Peasantry During the Years of the First World War
    51-70
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    198

    The paper examines the use and political, ideological, and social meanings of the term peasant and its synonyms. It reflects on how these meanings were modified as a consequence of the structural and experiential changes in the social situation of the agrarian population.  The textual analysis is based on publications from the press during the First World War and, thus, the concepts, in their contexts, can be under­stood first as instruments for propaganda and mental mobilization, that is to say, as political action. Second, these notions and concepts also incorporated past (histor­ical) phenomena and future expectations, through which they offered arguments for programs and ideas to transform society. Third, the texts frequently prompted debates in the media, which strengthened the discursive nature of the press, the controlled publicity, and the usage of vocabulary and language. By the same token, they can also represent a chance to examine the social stereotypes and the experience of personal relations crystallized in these texts.

  • Competing Nationality Politics Targeting German Communities at the Hungarian-Romanian Border Zone after the Great War
    71-86
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    166

    In my study, I focus on the events that took place in the short period after the Great War ended (1918) and before the consolidation of Romanian power in the Hungarian-Romanian Border Commission (1922) from the point of view of the artificially created ethnic category: the Satu Mare Swabians or Sathmar Swabians. The historiography related to the “ethnographic” aspects of these events have appeared multiple times and in several contexts and forms in the years since. However, the question of ethnicity has not arisen in relation to the population of German descent, but rather in relation to the Hungarian-speaking Greek Catholic communities of Romanian and Rusyn/Ruthenian origin who were treated by the Romanian side as Magyarized Romanians. Following this example, the Romanians later began to collect data on the Magyarized Germans, which they then presented to the Border Commission. Germans living in the territory witnessed a strong competition between identity politics and discourse supported by rival Hungarian and Romanian states. One of the key features of this rivalry was the intensive propaganda activity promoted by both the Romanian and the Hungarian authorities to gain territories to the detriment of the other.

  • Das 1919 verschüttete Modell des multiethnischen Habsburgerstaates und dessen Entbergung nach 1989 für die Europäische Union
    167-188
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    166

    Der Artikel geht auf die Frage ein, wie das alte Habsburgerreich unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg beschrieben worden ist: Im dem Großkompendium „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“ wurde der Vielvölkerstaat als positives, kraftvolles und zukunftsweisendes Modell dargestellt. Nach dem I. Weltkrieg galt die Habsburgermonarchie in der deutschsprachigen Geschichtsschreibung als morbides, innerlich zerstrittenes, von ethnischen Fliehkräften geschwächtes, funktionsuntüchtiges Staatsgebilde. Nach 1990 jedoch, und im Anschluss an die prominent gewordenen Schriften von Claudio Magris, insbesondere an sein „Donau“-Buch, hat der multiethnische Habsburgerstaat als kulturelles und auch als politisches Gebilde wieder Rehabilitation erfahren. Gerade nach 2004, also nach der Aufnahme der mittelosteuropäischen Länder in die Europäische Union, begegnet uns die positive, ästimierende Schilderung ethnischer Vielfalt als Vorbild wieder mehrfach. Ein in diesem Beitrag herangezogenes Beispiel dafür sind die Argumente, die die Auszeichnung der Banatstadt Temeswar als „Europäische Kulturhauptstadt“ unterstützt haben.

  • Kulturerbe oder Kriegsspuren? Ein Fallbeispiel vom Vergessen bis zur Erinnerung und ’Patrimonisierung’
    139-154
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    167

    Im Beitrag wurde die Erinnerung an das Zwangsarbeitslager in Tiszalök (Oberen Theißgebiet, Ungarn) im gesellschaftlichen, historischen und ethnischen Kontext dargestellt. Als erster Schritt wird die Frage gestellt, ob man von Kulturerbe oder einfach von Kriegsspuren sprechen kann, wenn man die mit dem Krieg zusammenhängenden Gegebenheiten erforscht. Nach dem theoretischen Einleitung über Begriffe Erinnerung, Vergessen und Patrimonisierung gibt die Autorin eine kurze historische Überblick über die Zeit nach der Auflösung von Zwangsarbeitslagern. Dann wurde das Zwangsarbeitslager in der Gemeinde Tiszalök nicht nur aus der Perspektive der ungarndeutschen Erinnerungs­kultur in den Blick nehmen, sonder auch aus der Perspektive einer Frau, die nicht zur imaginierten/erfundenen ungarndeutschen Gemein­schaft gehörte, dargestellt wurde. Durch einen Erinnerungsstück aus Tiszalök und durch die Lebensgeschichte dieser Frau wurde Vergessenheit als Fähigkeit zum Überleben, und Gegenstände aus dem Lager als Teil der Patrimonisierung interpretiert.

  • Brauchtumspflege als Zukunftsperspektive? Die Integrationsgeschichte der deutschen Vertriebenen im Kontext von aktuellen Diversitätsdiskursen
    7-31
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    Diversität ist ein zentrales Stichwort unserer Zeit, das Einzug in die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit (historischen) Migrationsphänomenen und deren Folgen gehalten hat. Dies gilt auch für die Geschichte der Zwangsmigration der deutschsprachigen Bevölkerung aus dem östlichen Europa infolge des Zweiten Weltkriegs, welche die sog. Heimatvertriebenen und die „Aufnahmegesellschaften“ vor große, u.a. die „Integration“ betreffende Herausforderungen stellte. Ausgehend von einer kritischen Lektüre eines geschichtswissenschaftlich fundierten Debattenbeitrags zur Bewertung der Integrationsgeschichte der deutschen Vertriebenen in der Bundesrepublik Deutschland reflektiert der Artikel die Frage, inwiefern sich aus dieser Geschichte Orientierungspunkte für aktuelle Debatten über ein gesellschaftliches Selbstverständnis im Zeichen von Diversität ableiten lassen.

  • Die Vertreibung als Zäsur im religiös-kulturellen Leben der ungarndeutschen Gemeinde Budaörs/Wudersch?
    87-118
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    Die Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit und warum sich die Vertreibung der deutschsprachigen bzw. -stämmigen Bevölkerung aus Ungarn, die 1946 in Budaörs/Wudersch begann, als historische Zäsur in der Gestaltung der dortigen Fronleichnamstraditionen durchsetzte. Wissenschaftliche Arbeiten, zumeist verfasst von Budaörser Ortshistorikern und Ortshistorikerinnen, behaupten, die Vertreibung hätte unmittelbar zur Änderung der Festgestaltung der vermeintlich 300 Jahre alten Budaörser Tradition des Blumenteppichlegens an Fronleichnam geführt. Beschreibungen des Festes in der heutigen Form beziehen sich auf die Vertreibung als die Zäsur, die zur Verkürzung des Prozessionsweges führte, welcher nun nur mehr um die Kirche herum führen durfte. In der vorliegenden Arbeit wird die Vertreibung 1946 als einzig mögliche Zäsur in der Festgestaltung hinterfragt. Dies geschieht aufgrund der Auseinandersetzung mit dem Wesen und den Charakteristika von historischen Zäsuren und der Analyse der lokalen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Budaörs in den Kriegsjahren. Um diese Entwicklungen auf lokaler Ebene in Budaörs nachzuvollziehen, wird in der Arbeit auf die Rolle von Kardinal József Mindszenty und der katholischen Kirche in Ungarn in den Jahren 1945–1949 eingegangen. Nach der theoretischen Auseinandersetzung mit Alben und ihrer identitätsstiftenden Funktion wird ein bisher zur Forschung nicht herangezogenes Quellenmaterial, ein Album im Erzbischöflichen Archiv in Esztergom/Gran, vorgestellt und analysiert. Das Kardinal Mindszenty 1948 anlässlich der von ihm durchgeführten Firmung in Budaörs zum Geschenk gemachte Album mit Fotos dieses Ereignisses und der lokalen Fronleichnamstradition zeugt davon, dass die Vertreibung nicht unmittelbar zur Veränderung des Prozessionsweges führte. Die Veränderungen in der Brauchgestaltung sind vielmehr als Folgen einer langjährigen Umwälzungs- und Anpassungsperiode an die politischen und sozialen Gegebenheiten zu verstehen, mitunter der sukzessiven Verfolgung der katholischen Kirche, die in der Festnahme von Mindszenty im Jahr 1948 mündete.

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